Globalisierung vs. Glokalisierung?
Der erst kürzlich verstorbene Soziologe Ulrich Beck hat sich seit den 1980er Jahren mit der Globalisierung auseinandergesetzt.
Er nennt zwei Möglichkeiten, den Begriff der Weltgesellschaft zu definieren:
Einerseits als „Summe von in sich homogenen Einzelgesellschaften, die auf der Entgegensetzung von Einheimischen und Fremden gleich Ausländern beruhen“, andererseits als die „Ubiquität kultureller, religiöser, politischer und ökonomischer Unterschiede und Weltprobleme“, die er auch „McDonaldisierung“ der Welt nennt (Beck 1998: 8).
Je nach gewählter Betrachtungsweise ergeben sich unterschiedliche Perspektiven von Chancen und Gefahren der Weltgesellschaft (vgl. Beck 1998: 8).
Als einen Aspekt der McDonaldisierung der Welt beschreibt Beck in seinem gleichnamigen Buch das Phänomen der Weltrisikogesellschaft. Als Risiko bezeichnet Beck die Vorwegnahme einer Katastrophe, oder als die „Antizipation der Katastrophe“, die überall auftreten kann (Beck 2008: 29).
Der wirtschaftliche und industrielle Fortschritt bewirkt das Eingehen von Risikoverträgen, d.h. die Folgen dieser Fortschritte werden sozialisiert zur gerechten Verteilung von Nebenkosten, Unsicherheiten und Gefahren, z.B. Raucherrisiko, Atomkraftrisiko (vgl. Beck 2008: 25). Somit werden wir alle Mitglieder einer Weltgefahrengemeinschaft (vgl. Beck 2008: 27) und einer Weltrisikogesellschaft, weil wir mit Entscheidungen leben müssen, deren Konsequenzen unabsehbar sind (vgl. Beck 2008: 39).
Globale Risiken konfrontieren uns mit dem scheinbar ausgeschlossenen Anderen.
Sie reißen nationale Grenzen nieder und mischen das Einheimische mit dem Fremden. Dabei betrachtet Beck drei Risiken: ökologische, ökonomische und terroristische (vgl. Beck 2008: 49).
Als positive Folge von globalen Risiken hat sich eine postnationale oder zukunftsorientierte planetarische Verantwortungsethik entwickelt, z.B. in Form von internationalen Einrichtungen auf wirtschaftlichem, sozialem und politischem Gebiet (vgl. Beck 2008: 40f.).
In einem etwas anderen, negativen Blickwinkel spricht Beck von einer universellen Zwangsnachbarschaft, die dadurch entsteht, dass es im Angesicht globaler Gefahren für niemanden ein Entrinnen gibt. Trotz dieses gleichen Status für alle und die damit verbundene unausweichliche moralische Nähe (bei geographischer Entfernung) kommt es neben Hilfe, Mitleid, Zuhören und Verstehen aber auch zu Eruptionen von Amoralität, Gleichgültigkeit oder sogar Hass (vgl. Beck 2008: 340).
Die zweite von Beck genannte Definitionsvariante einer Weltgesellschaft als „Summe von in sich homogenen Einzelgesellschaften, die auf der Entgegensetzung von Einheimischen und Fremden gleich Ausländern beruhen“ (Beck 1998: 8) wird von Robertson als Glokalisierung bezeichnet (vgl. Robertson 1998). Dabei vertritt Robertson die These, dass gerade die Globalisierung die Ursache für die Wiederherstellung von Heimat, Gemeinschaft und Lokalität darstellt. So sieht er Globalisierung keineswegs als Gegenspieler des Lokalen, sondern als einen Aspekt desselben und umgekehrt (vgl. Robertson 1998: 200). Er verwehrt sich gegen eine rein kapitalistisch-ökonomische Sichtweise des Begriffs der Glokalisierung, wie sie in der modernen Werbesprache oft verwendet wird (vgl. Robertson 1998: 201). Damit meint er jenes Mikro-Marketing, das die Erfindung von Verbrauchertraditionen, vor allem im Tourismus, konstruiert, um gute Verkaufszahlen zu erzielen (vgl. Robertson 1998: 198).
Robertson sieht vielmehr die Entstehung einer globalen Kultur im „zunehmenden Miteinander-Verbundensein verbreiteter und weniger verbreiteter lokalen Kulturen“ (Robertson 1998: 202). Er zitiert hier Moore mit dem Begriff des „kulturellen Pluralismus“ (Moore 1989, zit. n. Robertson 1998).
Robertson sieht keinen guten Grund, Globalisierung im Sinne von Homogenisierung zu definieren (s. McDonaldisierung im oberen Absatz), sondern plädiert für die Sichtweise der Verknüpfung von Lokalitäten und Partikularitäten (vgl. Robertson 1998: 208).
Hauser (2006) fasst in seinem Aufsatz Kulturelle Identität in einer globalisierten Welt? die beiden o.g. Sichtweisen zusammen, indem er die ambivalente Beziehung zwischen kultureller Identität und Globalisierung konkretisiert. Kulturelle Identität wird als etwas lokal Verwurzeltes verstanden, das an lokale Kontexte, wie z.B. Werte, Symbole und Sprache gebunden ist. Im nächsten Kapitel soll auf diese Aspekte näher eingegangen werden.
Er nennt zwei Möglichkeiten, den Begriff der Weltgesellschaft zu definieren:
Einerseits als „Summe von in sich homogenen Einzelgesellschaften, die auf der Entgegensetzung von Einheimischen und Fremden gleich Ausländern beruhen“, andererseits als die „Ubiquität kultureller, religiöser, politischer und ökonomischer Unterschiede und Weltprobleme“, die er auch „McDonaldisierung“ der Welt nennt (Beck 1998: 8).
Je nach gewählter Betrachtungsweise ergeben sich unterschiedliche Perspektiven von Chancen und Gefahren der Weltgesellschaft (vgl. Beck 1998: 8).
Als einen Aspekt der McDonaldisierung der Welt beschreibt Beck in seinem gleichnamigen Buch das Phänomen der Weltrisikogesellschaft. Als Risiko bezeichnet Beck die Vorwegnahme einer Katastrophe, oder als die „Antizipation der Katastrophe“, die überall auftreten kann (Beck 2008: 29).
Der wirtschaftliche und industrielle Fortschritt bewirkt das Eingehen von Risikoverträgen, d.h. die Folgen dieser Fortschritte werden sozialisiert zur gerechten Verteilung von Nebenkosten, Unsicherheiten und Gefahren, z.B. Raucherrisiko, Atomkraftrisiko (vgl. Beck 2008: 25). Somit werden wir alle Mitglieder einer Weltgefahrengemeinschaft (vgl. Beck 2008: 27) und einer Weltrisikogesellschaft, weil wir mit Entscheidungen leben müssen, deren Konsequenzen unabsehbar sind (vgl. Beck 2008: 39).
Globale Risiken konfrontieren uns mit dem scheinbar ausgeschlossenen Anderen.
Sie reißen nationale Grenzen nieder und mischen das Einheimische mit dem Fremden. Dabei betrachtet Beck drei Risiken: ökologische, ökonomische und terroristische (vgl. Beck 2008: 49).
Als positive Folge von globalen Risiken hat sich eine postnationale oder zukunftsorientierte planetarische Verantwortungsethik entwickelt, z.B. in Form von internationalen Einrichtungen auf wirtschaftlichem, sozialem und politischem Gebiet (vgl. Beck 2008: 40f.).
In einem etwas anderen, negativen Blickwinkel spricht Beck von einer universellen Zwangsnachbarschaft, die dadurch entsteht, dass es im Angesicht globaler Gefahren für niemanden ein Entrinnen gibt. Trotz dieses gleichen Status für alle und die damit verbundene unausweichliche moralische Nähe (bei geographischer Entfernung) kommt es neben Hilfe, Mitleid, Zuhören und Verstehen aber auch zu Eruptionen von Amoralität, Gleichgültigkeit oder sogar Hass (vgl. Beck 2008: 340).
Die zweite von Beck genannte Definitionsvariante einer Weltgesellschaft als „Summe von in sich homogenen Einzelgesellschaften, die auf der Entgegensetzung von Einheimischen und Fremden gleich Ausländern beruhen“ (Beck 1998: 8) wird von Robertson als Glokalisierung bezeichnet (vgl. Robertson 1998). Dabei vertritt Robertson die These, dass gerade die Globalisierung die Ursache für die Wiederherstellung von Heimat, Gemeinschaft und Lokalität darstellt. So sieht er Globalisierung keineswegs als Gegenspieler des Lokalen, sondern als einen Aspekt desselben und umgekehrt (vgl. Robertson 1998: 200). Er verwehrt sich gegen eine rein kapitalistisch-ökonomische Sichtweise des Begriffs der Glokalisierung, wie sie in der modernen Werbesprache oft verwendet wird (vgl. Robertson 1998: 201). Damit meint er jenes Mikro-Marketing, das die Erfindung von Verbrauchertraditionen, vor allem im Tourismus, konstruiert, um gute Verkaufszahlen zu erzielen (vgl. Robertson 1998: 198).
Robertson sieht vielmehr die Entstehung einer globalen Kultur im „zunehmenden Miteinander-Verbundensein verbreiteter und weniger verbreiteter lokalen Kulturen“ (Robertson 1998: 202). Er zitiert hier Moore mit dem Begriff des „kulturellen Pluralismus“ (Moore 1989, zit. n. Robertson 1998).
Robertson sieht keinen guten Grund, Globalisierung im Sinne von Homogenisierung zu definieren (s. McDonaldisierung im oberen Absatz), sondern plädiert für die Sichtweise der Verknüpfung von Lokalitäten und Partikularitäten (vgl. Robertson 1998: 208).
Hauser (2006) fasst in seinem Aufsatz Kulturelle Identität in einer globalisierten Welt? die beiden o.g. Sichtweisen zusammen, indem er die ambivalente Beziehung zwischen kultureller Identität und Globalisierung konkretisiert. Kulturelle Identität wird als etwas lokal Verwurzeltes verstanden, das an lokale Kontexte, wie z.B. Werte, Symbole und Sprache gebunden ist. Im nächsten Kapitel soll auf diese Aspekte näher eingegangen werden.